von Maria Haskamp

1221       Früheste urkundliche Erwähnung der Bersenbrücker Pfarrkirche, einer sogenannten Eigenkirche,
die das gräfliche Haus von Ravensberg wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet hat.

1231       Graf Otto von Ravensberg stiftet das Kloster der Zisterzienserinnen, das auf seinem gräflichen
Gutshof in Bersenbrück errichtet wird.
Die Äbtissin und der Konvent erhalten das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle zu
Bersenbrück.
Dieses Präsentationsrecht wird ständig wahrgenommen, und es ist kein Fall bekannt, daß der
Vorschlag des Klosters jemals abgelehnt worden sei.
Ein Propst, der dem geistlichen Stand angehört, steht der Äbtissin zur Seite und leitet die
Wirtschaft des Klosters. Im Jahre 1468 wird die Propstei aufgehoben.
Von nun an führt die Äbtissin mit dem Konvent allein die weltlichen Geschäfte des Klosters.

1236       Papst Gregor IX. nimmt das Kloster in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitz.

1243       Papst Innozenz IV. erteilt dem Kloster ein großes Privileg. Unter anderem enthält es die Befreiung
des Konvents von der geistlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit sowie das Recht,
auch im Falle eines In­terdiktes Gottesdienst feiern zu dürfen.

1244       Graf Otto von Ravensberg findet seine letzte Ruhestätte in der Kirche vor dem Hauptaltar. Seine
Gemahlin, die Gräfin Sophia, wird 1261 an seiner Seite zur letzten Ruhe gebettet.

1252       Das Kloster fällt einer Brandstiftung zum Opfer. Angehörige der Familie des Schmiedes Johann aus
Bersenbrück haben diese Tat aus Rachsucht begangen; ihre Familie war von den Nonnen
aus Bersen­brück verdrängt worden und hatte in Ribnitz/Mecklenburg eine zweite Heimat
gefunden.

1277       Die Nonnen erreichen die Verlegung des Sendgerichtes von Bersenbrück nach Ankum.
Dieses Gericht wird alljährlich durch den Archi­diakon aus Osnabrück in der Pfarrkirche zu
Bersenbrück abgehalten und ist mit viel Lärm und Unruhe verbunden.
Dadurch fühlen sich die Nonnen bei ihren Andachtsübungen gestört und erreichen gegen
den Willen der Bersenbrücker und Gehrder Bevölkerung die Verlegung des Gerichts nach Ankum.

1287       Einweihung der Klosterkirche, die direkt an die Südseite der Pfarrkirche gebaut worden ist.
— Nach Auflösung des Klosters wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Zwischenwand, die beide
Kirchen trennte, entfernt, so daß nun ein einheitlicher Kirchenraum entsteht.

1379      Amtleute von Wildeshausen rauben von 25 Höfen des Klosters Ber­senbrück 120 Stück Hornvieh,
32 Pferde, 5 Schweine, Hausrat und Kleider im Werte von 200 Mark.
Der gegen die Räuber ausgesproche­ne Kirchenbann erweist sich als wirkungslos.

1388      Das Kloster muß nach einem verheerenden Brande seinen Zehnten in Langförden an die dortige
Kirche verkaufen, um zu dem nötigen Bau­kapital zu kommen.

1443      Das Kloster der Zisterzienser in Marienfeld erhält die Aufsicht über das Kloster zu Bersenbrück,
nachdem vorher die Zisterzienserabtei Altencamp/Niederrhein diese Aufgabe wahrgenommen
hatte.

1484      Die Reform des Klosters kommt unter Bischof Konrad IV. von Osnabrück zum Abschluß.

um
1500      Errichtung des Westturms.

1614      Der Abt von Marienfeld entfernt die evangelische Äbtissin Margaretha von Meverden wegen
„Unverbesserlichkeit und Beharrlichkeit in ihrer Häresie“ vom Kloster. Sie hinterläßt Schulden in
Höhe von 8000 Reichstalern.

1614      Lucretia Elisabeth von Vincke wird Äbtissin. Unter ihrer Führung wird das Kloster wieder mit
katholischem Ordensgeist erfüllt. Mit sicherer Hand leitet sie den Konvent durch die Wirren des
30jährigen Krieges.

1625      Visitationsprotokoll des Generalvikars Lucenius, aus dem hervor­geht, daß Kloster und Pfarre zu
Bersenbrück dem katholischen Glau­ben angehören.

1609      Pater Severinus Raeckmann beginnt seine Tätigkeit als Confessarius (Beichtvater) im Konvent zu
Bersenbrück, die vermutlich bis 1639 an­dauert.
Über diese 30 Jahre hat er Aufzeichnungen hinterlassen, die von großem heimatgeschichtlichem
Wert sind.

1625      Mit Pater Zurbrüggen wird ein Mönch aus Marienfeld Pfarrer zu Bersenbrück. Bis zum Jahre 1794
kommen fortan alle Bersenbrücker Pfarrer aus der Abtei Marienfeld.

1700      Äbtissin Maria Katharina von Nyvenheim errichtet die Klosterpforte, die heute das Wahrzeichen der
Stadt und des ehemaligen Kreises Bersenbrück geworden ist.

1725      Äbtissin Dorothea Sophia von Moltke läßt eine Brücke vor der Klosterpforte erbauen.

1756      Errichtung des ersten Schulgebäudes in Bersenbrück, nachdem seit etwa 1700 eine Scheune des
Bauern Kief in Priggenhagen als Unter­richtsraum gedient hat.

1787      Aufhebung des Klosters durch das katholische Domkapitel zu Osnabrück. Der seit 1785 am Kloster
tätige Confessarius Pater von Hatz­feld hat den Vorgang der Auflösung des Klosters genau
aufgeschrie­ben.
Bei der Aufhebung besaß das Kloster ein Jahreseinkommen von 9402 Reichstalern,
179 Bauernhöfe unterstanden ihm.
Man empfand die Auflösung als ein schweres Unrecht, zumal die angegebenen Gründe, die diesen
Vorgang rechtfertigen sollten, nicht stichhaltig waren.
(Angebliche Verschuldung des Klosters, wenig Novizinnen). In Wirklichkeit wollte man aus den
Mitteln des Klosters vor allem ein weltliches Damenstift errichten für die Witwen und Töchter
von bür­gerlichen Osnabrücker Beamten und Gelehrten. Dieses Stift existiert bis in unsere Tage.

1799     Dechant Wellmann arbeitet als kluger und erfolgreicher Pfarrer zu Bersenbrück.
bis         Er kann den Grundbesitz der Pfarrei bedeutend vermehren und läßt die Verbindlichkeiten des
1835      ehemaligen Klosters gegenüber dem Pfarrer genau feststellen.
Er zählt zu den bedeutendsten Pfarrern, die die Pfarrei gehabt hat.

1814      Nach 1814 gelangt der Grundbesitz des ehemaligen Klosters in die Hand der Klosterkammer zu
Hannover.

1817      Einrichtung des Amtes Bersenbrück. Als Diensträume dienen die ehemaligen Klostergebäude.

1875      Pfarrer Strieker erhält von der Klosterkammer zu Hannover die Aufforderung, das Pfarrhaus
innerhalb von vier Wochen zu räumen.
Dieses Schreiben stützt sich auf das im Kulturkampf gegen die katholischen Geistlichen erlassene
„Sperr- und Maulkorbgesetz“ desselben Jah­res.
Der Kirchenvorstand führt daraufhin einen Prozeß auf Anerken­nung des Eigentums der
Pfarrgemeinde, den er im Mai 1877 gewinnt.

1893      Bau einer neuen Schule am Marktplatz mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen.

1906      Der Kirchenvorstand kauft das Haus des Weinhändlers Theodor Husmann, das im nächsten Jahre
zu einem Krankenhaus umgebaut wird. Ordensschwestern des St. Georgsstiftes zu Thuine
übernehmen die Krankenpflege.

1908      Beginn einer umfassenden Renovierung der Kirche, die u.a. eine Warmluftheizung und neues
Gestühl erhält.

1909      Eröffnung der Rektoratschule zu Bersenbrück als einer katholischen Privatschule unter geistlicher
Leitung. Die Auflösung dieser Schule erfolgt staatlicherseits im Jahr 1937.

1939      Im „Alten Dorf“ wird ein neuer Friedhof eingeweiht.

1960      Durch die Kirchengemeinde wird der Kindergarten am Waldweg errichtet.

1961      Der alte Friedhof bei der Kirche wird eingeebnet.
Das Friedhofskreuz bleibt stehen zum Gedenken an die Toten, die hier ruhen.

1966      Auf dem neuen Friedhof wird die Friedhofskapelle errichtet.

1969      Renovierung der Kirche und Umgestaltung des Inneren nach den Erfordernissen der iturgiereform.

1969      Am 31. 12. löst die katholische Kirchengemeinde das von ihr getragene Krankenhaus auf und
übernimmt als neue Aufgabe die Träger­schaft für ein Altenheim mit Pflegestation,
das auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses errichtet wird.

1973      Einweihung des Altenheimes St.-Josefs-Stift, in dem 50 Personen Aufnahme finden.
In der angeschlossenen Pflegestation werden 10 Personen betreut.
Die Leitung des Hauses haben die Ordensschwe­stern des St. Georgsstiftes zu Thuine
übernommen.

Quelle – Kirchengemeinde St.Vincentius – Jubiläumsjahr 1981