St. Vincentius Bersenbrück

Die zweischiffige Hallenkirche liegt im Bereich des ehemaligen Klosters. Man erreicht sie vom Marktplatz aus durch die Klosterpforte von 1700, dem Wahrzeichen Bersenbrücks. Sie bildet mit den alten Klo­stergebäuden, in denen jetzt das Amtsgericht und das Kreismuseum untergebracht sind, ein faszinierendes Ensemble.

Die ursprüngliche Gemeindekirche, das linke (nördliche) Schiff, stammt in Teilen noch aus dem 12. Jahrhundert. Es war eine Eigenkirche der Grafen von Ravensberg, die hier über umfangreichen Besitz mit einem Haupthof verfügten. Die Ravensberger waren begütert im Raum Vechta, im Emsland sowie mit weiterem Streubesitz im Bereich Oldenburg, Ostfriesland bis in das Bergische Land. Ihr Bersenbrücker Eigentum mussten sie nach einer verlorenen kriegerischen Auseinandersetzung an die Grafen von

Tecklenburg abgeben. Als sie es mit dem „Aussöhnungsvertrag“ von 1231 zurücker­hielten, stifteten sie es dem Zisterzienser­orden zur Errichtung eines adeligen Frauen­klosters.

Graf Otto von Ravensberg und seine Frau Sophia aus dem Hause Oldenburg-Wildes­hausen, der früh verstorbene Sohn Hermann und wohl auch die im Jahr der Kloster­gründung geborene Tochter Jutta fanden ihre letzte Ruhestätte im Chor der Kirche.

Im 13. Jahrhundert entstanden die ersten Klostergebäude sowie die Klosterkirche, die an die Südwand der Gemeindekirche ange­baut wurde. Beide Kirchen erhielten später ein gemeinsames Dach mit dem typischen zisterziensischen Dachreiter auf dem Ostteil. 1510 wurde der 49 m hohe Turm errichtet.

Der Kirchenbau

Das Äußere der Kirche wird durch ver­schiedene Baumaßnahmen aus vielen Epochen geprägt. Strebepfeiler gliedern die Nordwand. Die Fenster wurden teilweise versetzt und vergrößert. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand das jetzige Nordportal sowie der Aufgang zur Empore. Der mächtige viereckige Turm ist durch ein umlaufendes Hohlkehlgesims gegliedert. über der Dach­kehle steigt ein Spitzhelm auf, der ins Achteck übergeht. Der Turm an der Westwand hat über einer niedrigen spitzbogigen Pforte ein Fenster mit spätgotischem Fischblasen­maßwerk. Daneben ist noch der Giebel der ehemaligen Klosterkirche zu erkennen.

Nach Aufhebung des Klosters 1787 entfernte man bis zum Jahr 1820 die Trennwand zwischen den beiden Kirchen.

Die Krypta unter der Klosterkirche wurde zugeschüttet und das Niveau des Fußbodens, das wegen der Krypta höher lag, angeglichen; das ist noch an den 1,40 m höher liegenden Pfeilerbasen erkennbar.

Die Durchgangshalle des Turmes wie auch die beiden Schiffe besitzen Kreuzrippen­gewölbe. Lediglich das 1837 erneuerte west­liche Joch der ehemaligen Klosterkirche hat sechs Rippen.

In der ursprünglichen Pfarrkirche haben die Wandvorlagen eingebundene Säulen in den Rücksprüngen. Unter dem mehrfach gestuften Kämpfergesims befinden sich Kapitelle mit Blattornamenten. Das Chorjoch mit geradem Abschluss wird durch den Triumphbogen hervorgehoben.

Die beiden Seitenkapellen waren ursprüng­lich Bestandteil des letzten Klosterneubaues von 1782. Bis zur letzten Renovierung 2005 waren sie Tauf- und Kriegergedächtnis­kapelle.

Ausstattung der Vincentiuskirche


1.     Chorgestühl Anfang 16. Jahrhundert  spätgotisch, aus der Klosterkirche, mit Fischblasenmaßwerk

2.     Hl. Elisabeth 1932  Fenster mit Elisabeth von Thüringen, überarbeitet 1991

3.     Taufstein um 1200 Bentheimer Typ in Kelchform

4.     Kreuztragung Anfang 16. Jahrhundert zwei Reliefs, Baumberger Sandstein, 3. bis 8. Station des Kreuzweges

5.     HI. Vincentius 19. Jahrhundert Kirchenpatron

6.     Tore 1953 von Walter Mellmannn, Osnabrück rechte Kapelle „Zitat aus Römerbrief“, links Leidensgeschichte

7.     Glasbilder 1954 von Walter Mellmann, „Taufe im Jordan“ und „Heimkehr des verlorenen Sohnes“

8.     Glocke 1721 St. Bernhard, ursprünglich im Dachreiter, beschädigt

9.     Marienaltar Anfang 18. Jahrhundert spätbarock, von Joseph Geitner mit einer Strahlenmadonna, Ende 17.Jahrhundert

10.  Fenster 1991 von Jochem Poensgen, Düsseldorf

11.  Pietä 1900 Nazarener Stil, Lindenholz, Stiftung einer Bersenbrücker Familie

12.  HI. Bernhard von Clairvaux 18. Jahrhundert

13.  Hl. Benedikt von Nursia 18. Jahrhundert

14. HI. Hedwig von Schölzel 1967 Klausheide,Stiftung der Vertriebenen

15. Zwölfjähriger Jesus 1911 Fenster mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel, Nazarenerstil, mit den Heiligen Bonifatius und Vincentius

16. „Bersenbrücker Krippchen“ Anfang 15. Jahrhundert Baumberger Sandstein, ursprünglich Altaraufsatz aus dem Kreis von Meister Francke mit Szenen Prophet Isaias, Geburt, Hirten, Engelschor, Drei Könige

17. Schmerzensmann Anfang 16. Jahrhundert „Ecce Homo“, Sandstein, Münsteraner Schule

18. Hochaltar 1803, Empire-Stil von G. G. Wessel, Osnabrück, der ursprüngliche Baldachin 1969 entfernt

19. Ewiges Licht um 1675 Silber, Stiftung der Äbtissin von Stein

20. Herrengestühl Anfang 16. Jahrhundert, spätgotisch

21. Gedenktafel an die Familie von Ravensberg, die im Chor der Kirche beigesetzt ist

22. Kreuzgang Von dem ehemaligen frühgotischen Kreuzgang mit Gratgewölben ist ein Flügel erhalten

23. Großer Klosterinnenhof mit Blick auf das Dormitorium (ursprünglich 13. Jh.) und das „Neue Kloster“ von 1782

Literatur:

Hans Witte: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Bersenbrück, München 1992

Otto zu Hoene: Kloster Bersenbrück, 2 Bände. Osnabrück 1977/78

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